· 

Zwischen Wehmut und Freude

So schnell vergeht die Zeit. Der Herbst ist da. Der September hat uns Regen, Nebel und grosse Vogelschwärme gebracht. Die Distelfinken in meinem Sonnenblumen haben noch Freunde gefunden, die sich jetzt auch an unseren Sonnenblumen gütlich tun und immer wenn ich in den Garten komme, aufgeschreckt wegfliegen. Dabei möchte ich sie doch garnicht stören. Genau aus diesem Grund haben wir die Blumen
doch gepflanzt. Was ich im Garten möchte ist Tomaten ernten.

 

Im Moment haben wir Tomaten in Hülle und Fülle. Besonders die Johannisbeer-Tomaten fanden den Sommer heuer offenbar ideal. Sie wachsen im Freiland, offen im Beet. Ich habe sie kaum gegossen und sie haben kein Dach über dem Kopf und doch sind unzählige kleine rote Früchte an ihnen. Die meisten landen im Salat. Eine recht beachtliche Anzahl schafft es meistens aber nicht mal ins Haus. Sonnenwarm und direkt vom Strauch sind sie einfach am besten.
Auch an meinem Broccoli habe ich grosse Freude. Aktuell bin ich etwa an der dritten Ernte. Die Köpfe werden zwar immer kleiner aber es begeistert mich wie die Pflanzen immer weiter produzieren und so viel hergeben.
Für die Kürbisse ist es noch etwas zu früh. Ich warte gerne bis das Kraut eingegangen ist, der Stiel verholzt ist, zwei oder drei kalte Nächte den Zuckergehalt der Früchte steigerten und im Optimalfall die Sonne noch drei Tage auf die fast bloss liegenden Früchte schien um sie mit wärme zu trocknen. Dafür werden wir demnächst die Kartoffeln ernten. Sie sollten langsam Schalenfest sein. Das wird ein Fest. Es ist wie Goldstücke aus der Erde zusammenlesen. Es stellt sich nur noch die Frage, ob wir vielleicht doch zuerst mosten müssen. Die Äpfel könnten die Kartoffeln noch an Dringlichkeit überholen. Den Kartoffeln sollte ja eigentlich nicht mehr all zu viel passieren in der Erde.

 

Der Herbst ist in vollem Gange und die Erntesaison noch nicht durch. Es neigt sich aber alles langsam dem Ende zu. Ich betrachte die grossen Schwalbenschwärme, die sich seit etwas mehr als einer Woche um unser Haus tummeln mit einer gewissen Sehnsucht. Einerseits packt mich die Abenteuerlust. Ich würde gerne mit ihnen fliegen. Wohin sie wohl gehen werden? Auf der anderen Seite würde ich so eine Reise ja doch niemals antreten wollen. Diese Reise ist gefährlich. Es werden nie alle Schwalben an ihrem Bestimmungsort ankommen. Die Reise ist bestimmt auch stressig. Nur schon das Sammeln davor dauert ja schon mehr als eine Woche. Vielleicht ist das aber auch nur die Kennenlern-Phase, die sie zur Gruppenbildung brauchen.
Sie zu beobachten macht mich auch wehmütig, denn jetzt ist der Sommer eindeutig vorbei. Wenn die Schwalben gehen, dann kommt der Winter in grossen Schritten näher. Gleichzeitig ist das aber auch schön. Dann wird es nämlich auf dem Hof wieder ruhiger und ich muss nicht mehr dauernd das Gefühl haben zu wenig Zeit in den Garten zu investieren. Auf diese Ruhe freue ich mich.