Wenn man bei uns zur Zeit morgens das Haus verlässt macht man das am besten mit einem schützenden Arm vor dem Gesicht. Auf der Morgenrunde bei den Tieren und im Garten kann man immer wieder unverhofft auf ein Spinnennetz treffen. Klebrige Fäden, die sich an einen heften und das schlimmste dabei ist, dass man nicht weiss, ob die Spinnerin auch dabei ist…
Wir haben eine beachtliche Vielfalt an Spinnen in unserer Umgebung. Direkt ums Haus habe ich mindestens drei Kreuzspinnen entdeckt, die bereits eine beachtliche Grösse haben. Diesen Spinnen kann man dann zum Beispiel durchs Fenster dabei zusehen, wie sie ein Netz spannen oder, wie sie in dessen Mitte sitzen und auf eine Mücke oder Fliege lauern. Wir können sie dabei beobachten, wie sie ihre Beute einwickelt oder auch nur ihre Füsse putzt. Diese Beobachtungen haben etwas zwischen Faszination und Ekel. Ich könnte einerseits Stundenlang zusehen und andererseits läuft es mir kalt den Rücken hinunter wenn ich nur schon die Bewegungen dieser Meisterin des dünnen Fadens sehe. Wie gekonnt sie ihre acht Beine koordiniert und dabei sowohl elegant wie auch schnell von einem Ende des Netzes ans andere klettert. Ich kann ja schon über zwei Beine Stolpern. Ich möchte mir gar nicht vorstellen, wie ich mich mit acht Beinen bewegen würde. Na gut, ich habe ja auch keine vier bis acht Augen. Vielleicht nimmt man dann die Umwelt ganz anders wahr.
Kürzlich konnte ich einen Showdown zwischen einer Stinkwanze und einer grünen, krebsartigen Spinne im Garten beobachten. Dieses vor und zurück und umeinander herumtänzeln fesselte mich richtig. Und ich fragte mich wieso die Wanze nicht einfach ging. Die Spinne war kleiner als sie und war eigentlich nur lästig. Aus irgendeinem Grund wollten sich die beiden aber jeweils den gleichen Platz auf dem Blatt sichern. Ich war davon überzeugt, dass die Spinne sich die Wanze wohl kaum zum Fressen ausgesucht hatte. Irgendwann bin ich dann doch weiter. Das war ein Kampf ohne Ausgang in absehbarer Zeit.
Im Zwiebelbeet fand ich eine Zebraspinne. Sehr selten und ein hervorragender Anzeiger für eine recht intakte Biodiversität. Wunderschön und gruselig zugleich. Ich beschloss vorerst einen Bogen um sie zu machen und erst mal die anderen Zwiebeln zu ernten. Als ich dann so drei Viertel der Zwiebeln geerntet hatte drauf ich den Partner der Zebraspinne vom Rand und erschrak schon etwas. Zum Glück hatte sie ihr Netz an den angrenzenden Gräsern gespannt und ich konnte mit vorsichtigem Blick zurück die Zwiebeln in ihrer Nähe ernten. Die Spinne vom Anfang siedelte glücklicherweise mein Mann um. So konnte ich auch diese Zwiebeln ernten bevor sie Augustregen bekommen. Gut, dieses Risiko ist momentan eh nicht gross.
Im Schulhaus hatte ich einen halben Herzinfarkt, als ich im Spühlbecken etwas auswaschen wollte und aus dem Abfluss eine riesige schwarze Spinne schnellte. Jedes Mal nach den Ferien sind in den Spülbecken der Handarbeits- und Werkräume Spinnen eingenistet. Je eine pro Becken. Nur, dass sie sich diesmal im Abfluss versteckte und von aussen nichts auf ihren Aufenthalt hindeutete. Ich hörte auf zu spülen und die Spinne blieb in ihrer Ecke.
Als dann unser Sohn heute Morgen in seine Turnschuhe steigen wollte und erstmal den Zimmermann daraus entfernen musste machte ich mir dann aber doch etwas Gedanken. Spinnen im Haus und ums Haus sind Anzeiger für ein gutes Klima aber übertreiben müssen wir dann doch nicht. Ich glaube ich muss einfach mal wieder rigoros alle Spinnweben wegräumen. Auch, wenn ich dabei immer hoffe, dass mir keine der Spinnerinnen auf den Kopf fällt.