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Eindrücklich

In dieser Woche war ich seit gefühlten drei Jahren zum ersten Mal wieder in der Bundesstadt unterwegs. Wir waren auf der Suche nach Instrumenten für die Jungs.

 

Es war ein Eintauchen in eine andere Welt. Wir sind in den Häusern versunken, sahen nur noch von Fassade zu Fassade, von Strasse zu Strasse und in diesen Strassen spielte sich ein Leben ab, das eine ganz andere Realität in unser Bewusstsein rückte. «Mami, warum sitzen die da auf Wolldecken am Boden?», fragte mich der eine Junge. «Woher kommt die Musik, die wir hier hören?», fragte der andere. Armut ist bei uns immer wieder ein Thema aber eher als abstrakter Begriff. Jetzt haben die Jungs ein Bild davon. Ich habe das Gefühl, dass auch solche Themen etwas aus dem Fokus gerutscht sind in der Zeit der Pandemie. Es wurde zwar viel darüber gesprochen und berichtet aber wenn man nicht mehr so unterwegs ist, sieht man es nicht und dann betrifft es uns auch weniger.

 

Wir sind weiter gegangen in Richtung Bundeshaus und haben die Fontänen auf dem Bundesplatz bewundert. Weiter sind wir durch Baustellen auf der Suche nach einem Mittagessen. Das Restaurant, welches ich im Kopf hatte gibt es wohl so nicht mehr. Ich habe es nicht wieder gefunden. Dabei bin ich mir sicher, dass ich am richtigen Ort war. So sind wir wieder zurück. Unter dem Zeitglockenturm durch, wo sich ein paar amerikanische Touristen im Regen fotografieren liessen. «That’s awesome!», strahlten sie.

 

Wir waren ein bisschen überfordert ob all der Auswahl an Lokalen, wo man etwas essen könnte. Entschieden hatten wir uns schliesslich für Sandwiches und «Nudeln to go». Bevor wir uns mit dem Schirm bewaffnet gegen den Wind kämpften um zum Musikgeschäft zu kommen. Eine kleine Oase, in der wir schnell fündig wurden. Anschliessend machten wir uns mit viel Gepäck beladen wieder auf den Heimweg.

 

Am Bahnhof sahen wir den Treffpunkt für Flüchtlinge aus der Ukraine. An diesem Tag kamen wohl gerade etwas weniger an. Dafür sahen wir den Rollstuhllift in Aktion und die Jungs begriffen endlich was es mit den weissen Linien auf dem Perron auf sich hatte. Brailleschrift bekam ein Gesicht, einen Zweck. Und als wir nach vier Stunden Ausflug wieder an unserem beschaulichen Bahnhof waren, wo in der Zwischenzeit noch ein zweites Auto neben unseres auf den Parkplatz gestellt wurde, waren wir komplett erledigt und überrascht, dass es noch nicht Zeit fürs Abendessen war.

 

Jetzt geniessen wir die verschneite Aussicht umso mehr. Wir geniessen die Weitsicht und Offenheit unserer Welt. Hier machen momentan nur wir Musik und das aus purer Freude. Wenn irgendwo taktile Punkte an deinem Tisch sind, dann habe ich ihn nicht gut genug geputzt und weisse Linien auf dem Boden vergehen in der Hitze des Radiators. Wir sind wieder in unserer Blase, wo wir mit anderen Problemen konfrontiert sind aber auch mit anderen Schönheiten.

 

Ich habe mir vorgenommen an einem anderen Tag in die Hauptstadt zurück zu kehren. An einem mit schönem Wetter, wo wir mehr Zeit haben, wo wir den Blick über die Dächer und die Aare geniessen und uns von den Touristenströmen leiten lassen können. Die Jungs sind jedenfalls dabei. Sie haben nur eine Bedingung, dass wir wieder in dieses Delikatessengeschäft mit der grossen Käsetheke gehen.