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Zeitumstellung

Der Frühling nimmt fahrt auf. Etwas Wasser wäre gut, dann würden wahrscheinlich überall die Blätter stossen und alles zu blühen beginnen, das jetzt in den Startlöchern ist.

 

Mit der Wärme kommen auch die Ameisen im Haus zurück. Erst nur ein paar vereinzelte, die auf der Suche nach Wasser und Nahrung auf der Küchenkombination unterwegs waren. Dann kam der erste Kindergeburtstag und das grosse Backen. Die Schüsseln und Schaber stellte ich erst mal nur in den Schüttstein. Bis die Beerentorte fertig war, rannten gut dreissig Ameisen durch das schmutzige Geschirr und einige waren sogar in der Spülmaschine unterwegs. Wieso ist das eigentlich immer so eine Umstellung. Ich weiss es ja. Wie im Winter der Schnee kommt und man sich und seinen Fahrstil mental darauf vorbereiten könnte, so kommt der Frühling mit den Ameisen und man könnte damit rechnen, dass man Sachen schneller abspülen muss.

 

Naja ich hatte auch noch allerhand anderes zu tun. Geburtsgate heissen ja auch Gäste. Bei meinem Rundgang durchs Haus fiel mir plötzlich hier etwas auf, dass ich nicht dort haben wollte und da etwas auf, dass total im Weg war. Ich begann mehr Ordnung zu machen und weil ich nicht bei jedem Ding sofort einen anderen Platz fand stellte ich sie erstmal in ein Zimmer, dass für den Besuch nicht benötigt wurde und dessen Tür ich einfach schliessen konnte. Langsam sammelten sich dort mehr und mehr Dinge. Während der Rest der Wohnung immer präsentabler wurde desto mehr überlegte ich, ob ich noch einen Schlüssel zu diesem Zimmer hatte. Dabei kam mir meine Grossmutter in den Sinn. Als ich ein Kind war, war nichts so spannend, wie ihre «Grümpelkammer». Diese Kammer war ein Raum, der fliessend in den Estrich überging und voll gestopft war mit den spannendsten Dingen. Wer Jane K. Rowlings «Raum der Wünsche» als Kammer der vergessenen Dinge kennt hat eine Vorstellung davon, wie es als Kind war, durch diesen Raum zu gehen. Mein Onkel benutzte den Raum auch zum Rauchen, was dem Zimmer einen zusätzlichen verbotenen Reiz gab. Meine schnell zur Seite geräumten Sachen werden wieder auf die Wohnung verteilt. Viellicht einfach an andere Orte.

 

Heute kommt der letzte Besuch. Wir feiern ein weiteres Jahr unseres Sohnes. Schon wieder ein Jahr mehr. Nicht nur bei mir, auch bei Ihnen geht die Zeit weiter. Spürbar wird das an diesen Anlässen, den zu kurzen Socken und der Tatsache, dass das neue Fahrrad gleich grosse Räder hat, wie mein eigenes. Auch hier muss ich mich umstellen. Schon bald werden wohl ganz andere Themen angesagt sein. Gewisse Spielsachen stehen jetzt schon mehr rum, als sie durch die Gegend gefahren werden. Eigentlich wüsste man auch das im Voraus. Entwicklungspsychologie stand schliesslich auch einmal auf meinem Stundenplan. Trotzdem bin ich davon so überrumpelt, wie vom Schnee und den Ameisen.

 

Es braucht seine Zeit um sich einzuleben und wird irgendwann wieder so sein, als wäre es nie anders gewesen. Mit Freude denke ich daran, dass wir hoffentlich bald gemeinsam musizieren können, dass wir gemeinsam Filme schauen können, dass sie noch selbstständiger spielen und arbeiten können und wir endlich zusammen in die Welt der Zauberer und Hexen eintauchen können.

Alles zu seiner Zeit. Die einzelnen Schritte werden noch eine Weile brauchen und wie es so ist, werden diese Entwicklungen wieder andere Nebeneffekte mit sich bringen. Es wird trotz aller Vorbereitung wohl wieder eine rechte Umstellung sein. Fürs Erste gewöhnen wir uns jetzt aber in den nächsten Tagen mal wieder an die Sommerzeit.