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Seelentröster

Es gibt Lebewesen auf diesem Planeten, die eine Wirkung auf uns haben, die ihnen wohl gar nicht bewusst ist. Sie können uns zum Beispiel ein Lächeln ins Gesicht zaubern einfach, weil sie da sind. Oder sie können unser Selbstbild durch kleine Gesten oder Äusserungen positiv oder auch negativ beeinflussen in einem Ausmass, das sie wohl selbst nicht abschätzen können.

 

Der weisse Bussard ist für mich so ein Lebewesen. Er macht sich rar. In gewissen Phasen sieht man ihn oft, dann wieder eine ganze Weile gar nicht. Aber egal wie mein Tag gerade verläuft. Wenn ich diesen Bussard sehe, dann muss ich unweigerlich lächeln, das Leben scheint leicht zu sein und alle Sorgen und Bedenken sind für einen Moment verflogen. Ähnlich geht es mir auch, wenn ich einen Feldhasen sehe oder ein Reh. Ich stoppe, halte inne und beginne augenblicklich zu strahlen. Anderen Menschen geht es vielleicht so mit ihrem Hund. Wer weiss.

 

Es ist im Moment eine anspruchsvolle Zeit in der wir Entscheidungen treffen müssen. Garten ja oder nein? Wenn ja, wie gross soll er sein? Was können wir alles anbauen ohne uns arbeitstechnisch zu überfordern? Soll der Garten zur annähernden Selbstversorgung werden oder doch nur als Lieferant für den täglichen Bedarf? Wie viele Prozent werde ich ab August auswärts arbeiten? An welchen Tagen? Wie würde sich das auf unsere Finanzen auswirken?

 

Dazu gibt es viel zu bedenken. Was ist leistbar für mich und für die Familie? Wird das Wasser reichen für unser Gartenprojekt oder müssen wir am Ende dabei zusehen wie das Gemüse verdorrt? Nach dem Hagel vom letzten Jahr frage ich mich natürlich auch wie viel Hagelschutz nötig sein wird. Auf der anderen Seite, wenn das Wetter wieder so wird wie im letzten Jahr, dann habe ich eh nicht gross Einfluss auf den Ertrag.  

 

All diese Gedanken verflüchtigen sich in den Momenten, in welchen ich ganz präsent im Jetzt bin. Momente in denen ich es geniesse die Sonne im Gesicht zu haben, den Milanen beim Kreisen über dem Acker zuzusehen, die Bienen in der blühenden Weide summen zu hören, den Jungs dabei zuzusehen, wie sie über die Wiese rennen. Momente, in denen ich lächeln muss ohne, dass es dafür einen augenscheinlichen Grund gäbe. Momente, die einfach sind, wie sie sind und in denen ich einfach bin, wie ich bin.

 

Ich freue mich darauf, wenn der Frühling so richtig angekommen ist und wir die Ziegen mit ihren Zicklein auf die Weide bringen können, wenn die Bienen summen, Käfer durch den Garten krabbeln, die Tulpen blühen, Vögel nisten und alles wieder grün, grüner am grünsten ist. Die anstehenden Entscheidungen werden sich in den nächsten Tagen treffen lassen. Danach jonglieren wir die Konsequenzen. Jetzt aber versuche ich möglichst ruhig zu bleiben und freue mich darüber Dingen und Menschen zu begegnen, die dieses unweigerliche Lächeln hervorrufen. Den weissen Bussard habe ich schon wieder ein paar Tage nicht gesehen. Dafür eine alte Schulfreundin, die noch viel seltener im Land ist als der Bussard.