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Wohlige Verspätung

Ich habe diese Woche schon zwei Anläufe genommen um einen Text zu schreiben und beide Varianten wieder verworfen. Ich glaube am besten ist es, wenn ich euch einfach sage warum mein Text heute erst so spät kommt.

 

Es gibt für mich wohl kaum eine wichtigere Zeit im Jahr, als die Adventszeit. Schon Tage vor dem ersten Adventssonntag bis Weihnachten und danach noch bis am Tag der drei Könige versuche ich alles in mich aufzusaugen. Ich versuche diese Ereignisse alle zu zelebrieren. Das ist etwas, das mir schon in der Kindheit wichtig war.

 

Ich habe es geliebt, wenn Mami den Adventskranz gebunden hat. Sie hat sich dann meistens mit anderen Frauen getroffen damit es sich lohnte das Material zu besorgen. Mein Vater ist dann jeweils in unseren Wald und hat dort, sowie rund ums Haus Äste und Ranken abgeschnitten. Dieser Geruch von Tannennadeln, Thuja und Efeu. All das Glitzern der Dekorationen und diese aufgekratzte Stimmung sind unvergesslich. Ich durfte beim Kranznen helfen.

 

Im Vorfeld haben wir uns jeweils Gedanken gemacht was wir heuer auf dem Kranz haben wollten. Wir haben zum Beispiel Baumnüsse so geknackt, dass die Hälften ganz bleiben und wir sie wieder zusammenkleben konnten. Diese Nüsse haben wir golden lackiert und wieder zusammengeklebt, nicht ohne vorher einen Draht dazwischen zu klemmen. Diese Nüsse haben wir dann perfekt am Adventskranz befestigen können.

 

Solche Sachen habe ich schon ewig nicht mehr gemacht. Heuer habe ich am Morgen des Ersten Advent meine Schale hervorgeholt und allerlei kleine Sachen hineingelegt, die ich gerade so in die Finger bekam. Es sieht nicht schlecht aus und repräsentiert unsere Familie aber es ist nicht so elegant. Man muss halt Kompromisse eingehen, wenn man Beruf und Familie unter einen Hut bringen will.

 

Es gibt aber auch Dinge in der Weihnachtszeit, die ich mir nicht nehmen lasse. Dazu Weihnachtskekse und Grittibänzen zu kaufen, konnte ich mich wirklich nicht überwinden. Also habe ich an diesem Wochenende gebacken, wie eine Wilde. Jetz schreibe ich mit etwas Verspätung diesen Text während die Änisbrötli im Ofen sind. Es riecht wunderbar süss und würzig und ich fühle eine wohlige Erschöpfung mit der Gewissheit, dass ich Weihnachten ein Stück nähergekommen bin. Ich weiss jetzt, dass ich einige Dinge sehr wohl unter einen Hut bringen kann und dass wir wieder bis im Januar Guetzli haben und wohl auch bis dann Grittibänzen in der Gefriertruhe haben werden.