Ich habe einen der schlimmsten Berufe, die es gibt. Die Suchtgefahr in diesem Beruf ist unheimlich hoch. Man muss sich zwangsläufig mit den verschiedenen Soffen auseinandersetzen. Dabei ist die Gefahr abhängig zu werden gross.
Es beginnt mit einem harmlosen Projekt. Man probiert etwas aus und es macht Spass also versucht man das positive Gefühl zu wiederholen. Wenn das dann klappt, sucht man nach Wegen das Erlebnis noch zu verbessern und wenn auch das gelingt, ist man schon mit mindestens einem Bein in der Sucht.
Mir ist das vor langer Zeit passiert. Ich bin bereits süchtig. Wie jeder Süchtige glaube ich aber aktuell meine Sucht gut kontrollieren zu können. Ich habe es im Griff. Die Sucht ist auch nicht immer gleich fest im Vordergrund. Manchmal vergehen Wochen in denen ich meiner Sucht nicht fröne. Gerade jetzt ist es aber wieder schwieriger diese straken Impulse zu kontrollieren. Es juckt in den Fingern und ich spüre so ein ziehen in der Brust. Am liebsten würde ich alle Termine absagen und voll und ganz meiner Leidenschaft nachgehen. Ich brauche meinen Stoff. Aber das geht glücklicherweise nicht. Ich kann mich kontrollieren, trinke Tee und kümmere mich um meine regulären Aufgaben.
Schliesslich habe ich auch sehr schöne Pflichten auf der «To do»-Liste. Und dazwischen kann ich ja wenigstens ein Schnittmuster zuschneiden. Dann wäre ich bereit, wenn ich dann loslegen darf. Ich kann mir einen Überblick verschaffen über die vorhandenen Materialien und im Geiste eine Einkaufsliste schreiben dazu, was ich noch zusätzlich brauche für die neuen Projekte. Das alles kann ich ganz unauffällig und nebenbei machen. Und wenn ich dann wieder etwas mehr Freiraum habe meiner Sucht nachzugehen, dann lege ich los!
Dann stelle ich die Nähmaschine auf und lege los. Und dann wird ein Pullover nach dem anderen von der Nadelhüpfen und dann werde ich neue Projekte suchen und finden und dann werde ich diese umsetzen und dann werde ich anfangen wieder Bestellungen von den Jungs entgegen zu nehmen und dann werde ich zu Hochform auflaufen und dann wird mir der Stoff ausgehen und dann kann ich wieder einkaufen und dann neue Projekte in Angriff nehmen und dann schwimme ich im Stoff bis ich mich in den Fäden verheddere, die Nähmaschine ihren Geist aufgibt oder die Kinder sich weigern meine Kreationen anzuziehen…..
Sie sehen, ich habe meine Sucht voll unter Kontrolle.