Vor einem Jahr waren wir im Lockdown. Es war relativ warm. Die Zäune für die verschiedenen Weiden wurden aufgestellt und zwecks Wolfsicherheit gegenüber dem letzten Jahr erhöht. Wie immer im Frühling hatten wir Hühnereier im Brutapparat und anschliessend Wachteleier. Einiges davon ist geblieben oder wiederholt sich auch in diesem Jahr.
Die Hühner aus der letzten Brut scheinen besonders zutraulich zu sein. Besonders die Wachteln sind weniger scheu und lassen sich viel besser aufheben und streicheln. Ich könnte mir durchaus vorstellen, dass das damit zusammenhängt, dass wir im Lockdown viel mehr Zeit hatten um sie mit den Küken zu verbringen. Sie waren es von klein auf gewohnt, dass sie hochgehoben und gestreichelt werden. Wir werden versuchen auch für die Küken, die in dieser Woche schlüpfen sollten, etwas mehr Zeit zu machen. Heuer sind wir mit den Zäunen noch nicht so weit. Der Schnee der letzten Woche ist erst gerade wieder am Schmelzen. Es ist also noch Zeit.
Ich weiss nicht wie das bei Ihnen war, aber es scheint so Lockdown-Trends gegeben zu haben. Ich hörte zum Beispiel vom grossen Bananenbrotbacken. Bananenbrot habe ich keines gebacken, dafür experimentierte ich in dieser Zeit, wie viele andere, mit Sauerteig. Zum Backen leistete mich mir eine Steinplatte als Backunterlage für den Ofen. Was soll ich sagen das Brot war sehr schmackhaft. Die Steinplatte kommt bis heute regelmässig zum Einsatz. Auch das Backen mit Sauerteig zogen wir noch über den Lockdown hinaus, bis das Anstellgut etwas zu lange vergessen wurde und kompostiert werden musste.
Das erinnerte mich an meine eigene Schulzeit. Es gab so eine Phase in welcher alle Mamis mit Sauerteig experimentierten. Hermann hiess das Anstellgut und es wurden Ableger davon unter den Müttern herumgegeben. Bis heute weiss ich von welcher Mutter meine Mutter dieses Tupperware mit einem mysteriösen Teigglibber bekommen hatte. Am Anfang war das spannend und ich wollte das Ding auch füttern helfen. Irgendwann war es dann nicht mehr so toll. Und alle Beteiligten waren froh, als Hermann endlich einging. Endlich konnten wir auch mal etwas anderes als kuriosen Hermann-Trockenfrucht-Kuchen essen. Plötzlich war Hermann dann kein Thema mehr. Auch keine der anderen Mütter hatte mehr einen Hermann und es schien auch keine mehr einen neuen Versuch wagen zu wollen.
Am letzten Wochenende blätterte ich in meinem Backbuch und die Jungs fragten, ob wir nicht wieder so einen Sauerteig haben könnten. Also begannen wir mit der Produktion des Anstellgutes. Fast wäre es noch während der Produktion bereits eingegangen. Wir konnten es gerade noch vor dem Hungertod bewahren. Jetzt blubbert es und reicht schön sauer. Vielleicht können wir morgen das erste Brot damit backen. Vorher müssen wir unser neues Haustier noch taufen. So bekommt man eine persönliche Bindung zu dem Teig, das verkleinert das Risiko des Verhungerns.
Ein
Sauerteig allein macht noch keinen Frühling aber wer weiss, vielleicht bekommen wir durch das Revival der Lockdown-Küche auch ein Stück der Ruhe dieser Zeit zurück.