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"Unsere Putzfrau ist Lehrerin"

Kinder scheinen sich immer wieder und in verschiedenen Formen mit der Rollenteilung innerhalb der Familie auseinanderzusetzen. Im Fall von meinen Jungs kann das dann zu vermeintlich chauvinistischen Äusserungen führen. So, wie vor ein paar Jahren, als mein Grosser erklärte: «Unsere Putzfrau ist Lehrerin.» Das brauchte dann von mir eine kurze Ansprache dazu, dass putzen zwar zu meinen Aufgaben gehört aber, dass ich keineswegs in diesem Haus bin um zu putzen.

 

Eigentlich arbeiten bei uns im Haushalt alle mit. Auch die Kinder packen bei kleineren Sachen mit an, wir haben sie aber bisher noch etwas geschont. Vielleicht ist das ein Fehler. Der jüngere von unseren Buben streckte mir gestern ein Paar schmutzige Socken entgegen und meinte: «Die kannst du gleich zur Waschmaschine bringen.» Ich antwortete: «Das kannst auch du. Du weisst wo sie ist.» «Ja, aber du bist doch die Waschfrau!», entgegnete er, als sei es das natürlichste der Welt.

 

Er hat ja nicht unrecht. Für die Wäsche bin ich zuständig und ich verlange auch nicht von einem Fünfjährigen, dass er seine Wäsche selber macht. Trotzdem fühlt sich mein feministisches Ego ein Bisschen beleidigt durch solche Aussagen. Wer bin ich denn in diesem Haushalt? Was ist meine Aufgabe? Wie werde ich wahrgenommen? Würden mich solche Aussagen gleich treffen, wenn sie von einem Mädchen kämen?

 

Ich beobachte solche Äusserungen immer wieder, auch in der Schule. Da sagte zum Beispiel ein Junge: «Toilettenputzen ist Hausfrauenarbeit.» WAS?! Mir blieb fast der Atem weg. Das anschliessende Lachen zeigte mir aber, dass er eigentlich genau wusste, dass diese Äusserung mehr als grenzwertig war. Es war eine Provokation. Aber eine, auf die ich ein Augenmerk haben möchte. Es könnte ja sein, dass sich das manifestiert und dann sind alle Bemühungen um Gleichstellung und Genderbewusstsein für die Katz.

 

Es wird momentan viel diskutiert über sprachliche Korrektheit. Wir fügen Sternchen ein um alle möglichen Varianten des menschlichen Daseins miteinzubeziehen und niemanden zu verletzen. Der «Fussgängerstreifen» wird wieder zum «Zebrastreifen», weil es zu umständlich wäre einen «Fussgänger*innenstreifen» zu machen. Aber grundlegend geändert wird in der Gesellschaft nicht viel. Wenn man durchs Entlebuch fährt und sich die verschiedenen Geburtstagsgratulationen ansieht, die an die Strasse gestellt werden, dann schaudert es mich. Es ist sehr oft eine sexistische Art und Weise, wie da auf den 16ten oder 18ten oder auch 20ten Geburtsgag aufmerksam gemacht wird. Modepuppen, die mit gespreizten Beinen auf Strohballen sitzen oder Übernamen auf Tafeln, die eindeutig Beschimpfungen sind. Gut, das ist vielleicht jugendlicher Übermut. Das gab es ja auch in meiner Jugend. Bei uns in der Gegend war das aber nicht derart öffentlich.

 

Nur einmal haben meine Klassenkameraden versucht sich so ähnlich zu verhalten. Sie hängten im Klassenzimmer Poster aus Erwachsenenzeitschriften auf. Sehr zum Unbehagen von uns Mädchen. Die Bilder hingen nicht lange. Es gab einen Elternabend und die Lehrer weigerten sich schlicht uns in diesem Ambiente zu unterrichten. Ein klares Zeichen. Und es kam von unseren männlichen Lehrpersonen. Eine Ansage an die Jungs, die wider besseres Wissen, aus jugendlichem Übermut und zur Provokation handelten.

 

Es liegt in der Natur der Jugend ab und an Grenzen zu überschreiten. Trotzdem braucht es vielleicht auch an die heutige Jugend klarere Ansagen. Wahrscheinlich würde das der Gleichberechtigung mehr bringen als der Hinweis vor jedem Text, dass in der Folge der Einfachheit halber nur die männliche Schreibweise verwendet wird, damit aber natürlich auch alle anderen Formen der Identitäten unserer Gesellschaft gemeint seien.

 

Zu Hause versuchen wir unseren Jungs zu zeigen, dass jeder in einem Haushalt auch etwas zu dessen Unterhalt beiträgt. Ich möchte meine Jungs dazu erziehen respektvoll und selbstständig zu sein und andere nicht in Schablonen zu drücken. Sie müssen nicht von heute auf Morgen lernen wie sie ihre schmutzigen Kleider selber waschen können. Bisher reicht es mir, wenn sie mich bei der Sockenpaarvermittlung unterstützen. Aber schmutzige Wäsche zur Waschmaschine bringen, können meine Jungs ab sofort selber.