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Sommer-End-Vollmond

Kennen Sie diese Tage, an denen man am besten gleich wieder ins Bett ginge, um einfach auf den nächsten Tag zu warten, in der Hoffnung jener werde dann besser? Diese Woche scheinen einige von uns einen solchen Tag gehabt zu haben. Ob es vielleicht der Vollmond war?

 

Im Normalfall bin ich nicht mondfühlig aber diese Woche schien er auf viele Menschen einen Einfluss gehabt zu haben. Mich eingeschlossen. Ob es eine üble Laune war oder eine ungeheure Vergesslichkeit oder einfach nur etwas kurze Nerven. Da tun einfache, beinahe meditative Tätigkeiten gut.

 

Kurzerhand habe ich beschlossen, dass es Zeit sei für unser alljährliches Ritual zu Beginn des Herbstes. Wir haben unser Haus herbstlich dekoriert. Die Dekoration ist dabei jedes Jahr die Gleiche, auch wenn wir sie immer wieder neu herstellen.

 

Ende Juli haben wir die Zwiebeln geerntet, denn: «Zibele sötte ke Ougsteräge ha!».  Seither haben sie in Vorkeimharassen getrocknet und jetzt war es Zeit für den nächsten Schritt. Gemeinsam mit meinem jüngeren Sohn habe ich sie geputzt. Wir haben also die Reste von getrockneter Erde entfernt und lose Schalenschichten abgezogen. So herausgeputzt durften die Zwiebeln dann wieder in ihre Kisten.

 

Am nächsten Tag haben wir Haselstecken geschnitten. Mit den Stecken und Juteschnur haben wir die Zwiebeln zu Zöpfen gewickelt. Doch, doch wir haben sie gewickelt und nicht geflochten. Eine Technik, die ich schon als Jugendliche bei den Landfrauen gelernt habe. Die Landfrauen bei uns im Dorf veranstalteten gemeinsam mit dem Frauenverein jedes Jahr vor Weihnachten einen Bazar dessen Einnahmen gespendet wurden. Für diesen Bazar machten die Landfrauen dann unter anderem Zwiebelzöpfe. Viele Zwiebelzöpfe. Weil es dazu viele helfende Hände brauchte durfte ich mit. Unter den wachsamen Augen der älteren Bäuerinnen wurde ich in das Handwerk eingeführt und war doch recht stolz auf meine Arbeit.

 

Als ich in den Kanton Bern kam, dachte ich, dass ich jetzt noch die Berner Flechtweise kennenlernen könnte. Schliesslich ist das doch der Kanton, der für die Zwiebelzöpfe bekannt ist. Bei einem Kurs der hiesigen Landfrauen habe ich festgestellt, dass die das ganz genau so machen. Also mache ich jetzt mit gutem Gewissen die Zwiebelzöpfe weiter, wie bis anhin. Sie sehen toll aus, auch ohne das Sträusschen aus getrockneten Strohblumen, welches wir für den Bazar noch anbrachten.

 

Ganz besonders gut gefallen mir die Gebinde, die meine Jungs gemacht haben. Etwas wild aber mit Eifer und Sorgfalt gebunden dürfen diese Zöpfe jetzt unsere Hauswand schmücken.

 

So haben wir diese Woche mit den kuriosen, bestimmt vom Mond beeinflussten Tagen, zu einem guten Abschluss gebracht. Meistens folgt auf so einen grauenhaften Tag ja auch ein wundervoller Tag, den wir ohne den vorhergehenden nie so zu schätzen gewusst hätten. Und unsere Herbstdekoration war keinen Tag zu früh. Die Linde bekommt schon bunte Blätter, die Tiere kommen langsam von der Alp nach Hause und der Morgennebel mach Lust auf Pilze.