Die Zeit ist relativ. Das hat uns Einstein schon beigebracht. Zeit haben, Zeit vertreiben, Zeit vergeuden, Zeit ist kostbar. Wir haben alle unsere Erfahrung mit der Zeit. Und wenn die Zeit knapp ist, schätzen wir sie umso mehr. Ich realisiere das vor allem nachts. Wenn man mir die Zeit im Schlaf stiehlt. So nehme ich die geschenkte Stunde dieser Nacht sehr gerne an. Wobei geschenkt ja auch relativ ist. Man hat sie uns ja im Frühling genommen.
Momentan sind wir etwas am kränkeln. In dieser Phase ist die Schlafzeit umso wichtiger. Obwohl, Mamis werden ja nicht krank und wenn sie zu wenig Schlaf haben, dann sind sie einfach zu spät ins Bett. Also beissen wir uns durch.
Vor zehn Jahren habe ich im Wirz-Kalender im Kapitel «Partnerschaft braucht Pflege» einen interessanten Tipp gelesen. Da eine Partnerschaft im Alltag einen angemessenen Raum braucht und das neben dem Betrieb und der Familie nicht immer so einfach umzusetzen sei hatten sie eine Liste von Tipps in Frageform. Einige fand ich ganz vernünftig und praktikabel aber den einen ganz und gar nicht. Da stand: «Lassen sie sich täglich 15 Minuten früher wecken, und schlüpfen Sie diese Zeit zueinander ins Bett? Geniessen Sie die Wärme Ihres Partners, Ihrer Partnerin?» Man solle sich also jeden Morgen den Wecker eine Viertelstunde früher stellen und diese 15 Minuten zum Kuscheln nutzen…Ich habe mir da gewisse Fragen gestellt und ich muss sagen, auch jetzt, wo ich verheiratet bin und eine Familie habe, stellen sich mir die gleichen Fragen. Hat diese Person, die diesen Ratgeber verfasst hat überhaupt je so gelebt? Hat diese Person das je ausprobiert. Ich kann euch eines verraten. Wenn mein Mann jeden Morgen den Wecker eine Viertelstunde früher stellen würde um noch etwas meine Wärme zu spüren, auch wenn ich eigentlich noch eine Dreiviertelstunde länger schlafen dürfte, dann wäre er bei mir definitiv an der falschen Adresse. In meiner Situation bin ich froh um jede Minute Schlaf. Ich gebe zu, es wird immer mal wieder spät. Ich geniesse die Zeit am Abend, wenn die Kinder schlafen und ich ohne Störung noch etwas für mich machen kann. Ich kann Nähen, Stricken oder an meinem Kinderbuch malen ohne an Mahlzeiten zu denken, ohne Tiere füttern zu müssen, ohne Kinderstreitereien schlichten zu müssen. Und diese Zeit am Abend verfliegt im nu. Schon ist es wieder spät und schon wieder sollte ich längst im Bett sein. Wenn ich dann am Morgen von meinen Kindern vorzeitig geweckt werde dann ist das zwar doof aber es sind halt Kinder. Wenn der Wecker klingelt ist das auch doof aber es ist halt Zeit. Wenn ich mir aber vorstelle, dass mein Mann, der vor mir aufstehen muss, seinen Wecker mit Absicht früher stellen würde um mich dann zu wecken und noch etwas zu kuscheln bevor er gehen muss, obwohl ich eigentlich noch schlafen könnte, dann wäre das für mich wohl ein Grund für ernsthafte Diskussionen und kein wertvoller Tipp zur Pflege und Erhaltung der Beziehung. Lasst mir meinen Schlaf, lasst mir meine Zeit und ich lasse euch in Ruhe, dann haben wir alle unseren Frieden.
Zeit ist relativ. Was für den einen viel Zeit ist, ist für einen anderen zu wenig Zeit. Was für den einen «Quality time» ist, ist für einen anderen Zeitverschwendung. Was auch immer ihr gerade für ein Zeitempfinden habt, wie auch immer ihr heute eure Zeit verbringt. Verbringt die Zeit bewusst und geniesst diesen schönen Sonntag.