Am 5. Oktober 2019 war "Welt Lehrer Tag".
Aus diesem Anlass habe ich mir Gedanken dazu gemacht, was ich mir in meiner Ausbildung eigentlich noch so alles gewünscht hätte. Die Lehrerausbildung ist grundsätzlich ein solides Fundament für fast alle Tätigkeiten in unserer Gesellschaft und ich würde sagen, dass ich ganz gut vorbereitet war auf mein späteres Einsatzgebiet. Auch wenn ich zugeben muss, dass ich doch gewisse Unterschiede feststellte zwischen meiner zürcherischen Ausbildung und dem jetzigen Arbeitsfeld im Kanton Bern.
Das mit dem Englisch als gewählter Fremdsprache hätte ich im Nachhinein nochmal überdenken müssen. Da der Kanton Bern Frühfranzösisch hat und nicht Frühenglisch wäre ein Franz-Diplom nicht so schlecht gewesen. Religion und Kultur hätte ich mir schenken können. Es war als Studienfach eines meiner liebsten aber unterrichtet habe ich es noch nie. Was mir aber in meinem jetzigen Alltag fehlt ist das Medizinische. Wir hatten zwar etwas dazu aber ganz ehrlich gesagt interessierte es mich damals einfach zuwenig. Es war auch mehr eine Schnellbleiche.
Mich würden heute zum Beispiel neurologische Zusammenhänge im Gehirn interessieren. Was sitzt wo im Gehirn und wie können wir das entsprechend berücksichtigen, wenn ein Kind nach einer Hirnverletzung wieder in eine Regelklasse zurückkommt? Überhaupt hätte ich mir ein Modul «Medizinische Notfälle» gewünscht. Wir mussten zwar alle einen Nothelferausweis vorweisen, aber mal ehrlich, in meinem Nothelferkurs waren allerhand Leute und die Leiterin achtete in erster Linie darauf, dass wir alle und zwar wirklich alle den Kurs bestehen. Wir lösten also den schriftlichen Teil Frage für Frage gemeinsam. Später habe ich freiwillig einen Samariterkurs besucht um mich etwas sicherer zu fühlen. Ich war froh darum, als der Junge in der Pause einen Überschlag über das Geländer machte und 3 Meter tiefer bewusstlos auf dem Rasen liegen blieb. Es ist zum Glück nichts weiter passiert als dass es ihm einfach für einen Moment den Atem verschlagen hatte. Aber es hätte auch anders gehen können.
Ein obligatorischer Rettungsschwimmerausweis wäre ein weiterer Traum von mir. Ich weiss, da müsste auch ich wieder ganz fest trainieren aber beruhigend wäre es halt schon, wenn man das sauber gelernt hätte. Immer wieder ein Thema wäre auch eine professionelle Anleitung im Umgang mit Kopfläusen. Wie kann man dem vorbeugen und wenn es dann soweit sein sollte, wie bekämpft man sie effektiv und wie sagt man Eltern schonend, dass es nicht sinnvoll ist einen Läusebefall homöopathisch zu behandeln?
"Abgrenzung" ist ein weiteres Modul, das ich mir gewünscht hätte. Wie kann ich mich voll eingeben und trotzdem genügend Freiraum für mich behalten? Wann habe ich mich wirklich einfach ausreichend vorbereitet und wie schliesse ich die Schulhaustür hinter mir ohne alle Geschichten, Ängste und Ereignisse mit ins Auto und nach Hause zu bringen? Dabei stellt sich mir die Frage: Wieso dieser Welt Lehrer Tag ausgerechnet in den Ferien sein muss…ok, die Wahrscheinlichkeit, dass dieser Fall eintrifft ist bei uns vergleichsweise hoch.